Menschen verarbeiten ihre Eindrücke selbstständig und können nicht gezielt und sicher auf ein bestimmtes Ergebnis hin gesteuert oder erzogen werden. Die
Verantwortung für Lernprozesse und –ergebnisse bleibt damit vor allem bei dem begleiteten Menschen. Mit dem Eintritt in die Pubertät gilt dieser Satz verstärkt. Die Macht erzieherischer
Einflussmögich-keiten ist deutlich beschränkt.
Gezielte Veränderung ist nicht von außen verlässlich herstellbar.
Aus systemischer Sicht – vielleicht auch aus biographischen Gründen - steht zu vermuten, dass manche gerade der engagierten Lehrer/innen zu schnell zu viel
Verantwortung übernehmen. Einige systemische Ideen zum Umgang mit Verantwortung können hier entlastend wirken. Z.B. die Vorstellung, dass die Verantwortung bei demjenigen verbleibt, der sie
als erster nimmt.
Die Rahmenbedingungen staatlicher Schule bringen einen ‚Rotstift- Blick’ mit sich. Ein entschiedenerer Blick auf Ressourcen stärkt Lehrer/innen wie
Schüler/innen. Er sollte die Auswahlfunktion von Schule jedoch nicht ausblenden, da sie Teil des Lehrerjobs ist.
Die Rahmenbedingungen vieler Institutionen der Sozialarbeit bringen eine Fürsorge-Haltung mit sich, die auf den Begleiteten entmündigend wirken kann. Die
Erwartung maximaler Veränderung des Klientenverhaltens bei sinkenden Mitteln kann den Sozialpädagogen in eine Zwickmühle bringen, für die er nicht verantwortlich ist, mit der er jedoch lernen
kann, angemessen umzugehen.
Biographische Hintergründe können Nicht-Lernen bzw. Nicht-Veränderung von begleiteten Menschen sinnvoll werden lassen. Z.B. kann unbewusst herbeigeführte
schulische Auffälligkeit des Kindes außerschulische Unterstützungsmaßnahmen für das eigene Familiensystem herbeiführen. Dies ist zugleich ein Beispiel für die Sinnhaftigkeit der Vernetzung
von Schule, Sozialpädagogik und Beratung.
Lernen kann u.a. der Krisenbewältigung dienen. Zumindest in diesem Fall kann es als schmerzhaft erlebt werden und bedarf der einbettenden Unterstützung durch
lebenserfahrene Menschen.
Nicht-Lernen kann ebenfalls ein Versuch der Krisenbewältigung sein, der biographisch sinnvoll ist. Gerade in Multiproblemfamilien haben externe Hilfsangebote
oft nicht zum von den Familienmitgliedern erwünschten Ergebnissen, sondern zu Verschlimmerung geführt. „Widerstand“ (ein Klientenverhalten also, das nicht den Wünschen des Begleiters
entspricht) kann, biographisch betrachtet, eine Schutzfunktion erfüllen und äußerst sinnvoll sein.
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